KMU in der Hightech-Branche lassen sich von politischen Rahmenbedingungen nicht ausbremsen – ihre Innovations- und Investitionspläne verfolgen sie konsequent weiter. Doch unter der Oberfläche brodelt es: Besonders der Ruf nach einem Bürokratieabbau wird immer lauter. Die aktuelle Umfrage des IVAM Executive Panels unter führenden Unternehmen der Mikrotechnik zeigt ein klares Bild!
Rund 80 % der befragten Unternehmen geben an, ihre Investitions- oder Innovationspläne trotz der neuen Bundesregierung nicht verändern zu wollen. Nur eine kleine Minderheit plant leichte Anpassungen. Das unterstreicht: Die Innovationskraft dieser international agierenden Unternehmen ist weitgehend unabhängig von der Tagespolitik – eine starke und selbstbewusste Haltung, gerade in einem Umfeld globaler Wettbewerbsdynamiken.
Im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung werden aktuell insbesondere fehlende Steuererleichterungen für den Mittelstand (z.B. hinsichtlich der Stromsteuer), mangelnde Strukturreformen (z.B. bezüglich Digitalisierung) sowie zu schwache Investitionsprogramme diskutiert.
Verhaltene Bewertung der politischen Agenda
Die politische Agenda der Bundesregierung erhält in der Umfrage lediglich eine durchschnittliche Bewertung von 3,36 auf einer Skala von 1 (sehr negativ) bis 5 (sehr positiv). Auch das Vertrauen, dass die Regierung Innovation und Wachstum effektiv fördert, liegt mit 3,04 nur im Mittelfeld. Für ein Land, das sich als „Innovationsstandort“ versteht, ist das ein Warnsignal.
Digitalisierung, F&E und Bürokratieabbau im Fokus
Gefragt nach den Politikfeldern mit dem größten Einfluss auf ihr Geschäft, nennen die Befragten besonders häufig:
Digitalisierung & KI-Förderung: Für viele KMU aus der Hightech-Branche ist die digitale Transformation längst keine Option mehr, sondern eine Überlebensfrage. Künstliche Intelligenz, automatisierte Prozesse und datengetriebene Geschäftsmodelle sind zentrale Bestandteile innovativer Wertschöpfung. Eine gezielte staatliche Förderung in diesem Bereich – sei es durch Infrastruktur, Pilotprojekte oder praxisnahe Förderprogramme – kann dazu beitragen, dass auch kleinere Unternehmen den Anschluss nicht verlieren. Gerade KMU fehlt oft der Spielraum für aufwendige Technologieimplementierung – hier kann politische Unterstützung den Unterschied machen.
Forschungs- und Entwicklungsförderung: Innovationen entstehen nicht zufällig – sie sind Ergebnis gezielter Forschungsarbeit, oft über viele Jahre hinweg. Für KMU, die in der Mikrotechnik aktiv sind, ist Forschung & Entwicklung (F&E) ein strategisches Instrument zur Differenzierung und Marktführerschaft. Doch die Finanzierung von F&E-Vorhaben ist für kleinere Unternehmen eine große Herausforderung. Eine verlässliche, niedrigschwellige und unbürokratische öffentliche Förderung wirkt hier wie ein Innovations-Turbo. Sie entscheidet oft darüber, ob aus einer Idee tatsächlich ein marktfähiges Produkt wird.
Abbau von Regulierungen / Bürokratie: Ein besonders drängendes Thema ist für viele Unternehmen der überbordende Verwaltungsaufwand. Gerade KMU, die keine eigene Rechts- oder Verwaltungsabteilung haben, sehen sich mit zunehmender Komplexität und Regelungsdichte konfrontiert. Dies bindet Ressourcen, hemmt Geschwindigkeit und mindert letztlich die Innovationskraft. Die Teilnehmer der Umfrage betonen klar, dass sie Veränderungen in diesem Bereich erwarten – etwa durch schlankere Berichtspflichten, digitalisierte Verwaltungsprozesse oder flexiblere Regulierungen für Innovationsprojekte. Andernfalls droht ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Standorten mit agilerer Verwaltungspraxis.
Auffällig: Der Abbau von Regulierungen und Bürokratie wird nicht nur als wichtiges Einflussfeld, sondern auch als prioritäre Maßnahme genannt – ein klares Signal an die Politik. Wenn hier keine Reformen erfolgen, droht eine schleichende Standortschwächung.
Ein Weckruf: „Ohne radikale Innovationsanreize fällt Deutschland zurück“
Die vielleicht alarmierendste Zahl der Umfrage: Auf die Aussage „Ohne radikale Innovationsanreize wird Deutschland im globalen Technologiewettbewerb zurückfallen“ vergeben die Befragten im Schnitt 4,2 von 5 Punkten. Der Standort Deutschland lebt derzeit noch von Substanz, aber die Geduld in der Industrie ist begrenzt. Unternehmen erwarten, dass politische Rahmenbedingungen nicht nur verwalten, sondern aktiv vorangehen und ermöglichen.
Die Innovationskraft ist da – aber wie lange noch?
Die Hightech-KMU zeigen sich resilient, eigenständig und wachstumsorientiert. Doch ihre Botschaft ist deutlich: Die Politik darf diesen Pioniergeist nicht ausbremsen. Ohne tiefgreifende Veränderungen, insbesondere beim Bürokratieabbau und der F&E-Förderung, droht eine schleichende Erosion des Innovationsstandorts Deutschland.
IVAM Executive Panel: Stimmungsbarometer für die Mikrotechnik-Branche
Die Blitzbefragungen des Executive Panels werden mit ausgewählten Führungskräften in überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen durchgeführt. An der Befragung im Frühling 2025 haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups und Netzwerkpartner teilgenommen. 75 % der befragten Organisationen haben einen Standort in Deutschland.